Eine neue Seite der Geschichte
Wohnen & Gewerbe /// Mölln /// Fläche: 3 ha /// 2023 - laufend
Das Areal des ehemaligen Möllner Hafens liegt in unmittelbarer Nähe zur Möllner Altstadt. Durch die von Norden nach Süden verlaufende Bahntrasse von der Altstadt abgetrennt, hat der Standort allerdings seine Funktion und Position im Möllner Stadtgefüge verloren: Der am Ziegelsee gelegene Bereich des Hafens steht leer und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. In Erscheinung treten das Areal und seine Vergangenheit insbesondere durch die Präsenz seiner baulichen Silhouette, die sowohl aus der Altstadt als auch von der Bundesstraße 207 aus wahrnehmbar ist. Durch die Dimension der Getreidespeicher und Silos wird die einstige Nutzung als Holz- und Getreidehafen selbstbewusst nach außen gesendet und zugleich ein Kontrast zur pittoresken Altstadt skizziert. Verbunden werden beide Welten durch die vorgelagerte Möllner-Seenlandschaft.
Die Entwicklung des Areals bietet die einmalige Möglichkeit, die Trennung der Bahntrasse zu überwinden, die westliche Seite der Bahn in das Stadtgefüge zu integrieren und ein neues Innenstadtquartier mit einem öffentlich zugänglichen und direkten Zugang zum Wasser zu schaffen.
Stadtpoesie & Hafenflair
Das Hafenareal hat eine bedeutende Geschichte, die durch seine baulichen Strukturen manifestiert werden und die Stadt Mölln über Jahre nach Innen und Außen repräsentiert haben. Dieses Erbe interpretieren wir behutsam und schreiben eine neue Seite der Geschichte. Eine Seite, die sowohl das Flair des Hafens als auch die Poesie der Möllner Altstadt widerspiegelt und damit eine harmonische Anbindung der Gebiete schafft und die Möllner Stadtsilhouette fortschreibt. Möllns Altstadt ist durch eine Aneinanderreihung giebelständiger Häuser geprägt, die der Stadt einen Maßstab und einen eigenen Rhythmus geben. Besondere Gebäude und Hochpunkte wie das Rathaus mit seinen Stufengiebeln sowie die Nicolaikirche ordnen sich in diese Struktur ein, markieren besondere Orte und sind in der Silhouette klar ablesbar. Der Hafen hingegen ist von einer typologischen Vielfalt gekennzeichnet. Verschiedene Funktionseinheiten bilden ein collagiertes Bild, welches durch die hohen Speichergebäude dennoch einen eigenen Rhythmus aus Höhe und Länge bekommt.
… mit Maßstab und Identität
Das Hafenviertel nimmt diese Strukturen auf. Die sich zum Wasser öffnenden Blöcke bilden mit ihren Schmalseiten die Silhouette. Jeder Block besteht aus einem Hochpunkt, einem zum Wasser verlaufenden Längsriegel sowie einem die Hafenstraße begleitenden Baukörper. In subtiler und sinnfälliger Abwandlung ergibt sich daraus ein einerseits diverses, andererseits klar geordnetes Gesamtbild, das die beiden Welten der Altstadt und des Hafens zusammenführt. Eine aus dem Mölln-typischen Stufengiebel und Satteldach abgeleitete Dachform für die Höhenakzente, gibt dem Areal einen eigenen Ausdruck. Verbunden werden die verschiedenen Typologien durch ein gemeinsames Warftgeschoss, das den ruhenden Verkehr aufnimmt, und eine stringente Traufkante. Durch dieses Prinzip wird ein natürlicher Übergang zwischen der Öffentlichkeit der Promenade und der privaten Wohnnutzung hergestellt. Der Sockel an der Promenade kann als Ladenlokal, Sitztreppen zum Wasser oder punktuell als gestaltete Warftwand ausgebildet werden. Die verbindende Traufkante nimmt die III-Geschossigkeit der Stadt auf. Die jeweiligen Dächer und Dachaufbauten setzten sich über Form und Materialität ab. Damit verbinden wir den Maßstab der Stadt und des Hafens zu etwas Neuem und geben dem Hafenviertel eine eigene Identität mit Strahlkraft nach Innen und Außen.
'Insgesamt ist es den Verfasser:innen gelungen, ein heterogenes und qualitativ hochwertiges Quartier zu schaffen, das dem markanten Standort und seiner Historie gerecht wird und die vorgesehene Nutzungsmischung aus Wohnen, Gewerbe und Tourismus in angemessener und spannender Weise miteinander verzahnt.' (Zitat Protokoll des Preisgerichts)
Wettbewerb, 1. Platz
Visualisierung: bloom images
MitarbeiterInnen: Marius Jungblut, Marie-Anna Dunkhase, Christopher Löbig, Luisa Held